David gegen Goliath? #Möbelkraft

Bauprojekte
Autor:in

Thilo Pfennig

Veröffentlichungsdatum

8. März 2014

In einem SHZ-Artikel wird der Eindruck erweckt (leider unwidersprochen), dass der Kampf gegen die Möbel Kraft-Ansiedlung ein Kampf von drei Leuten David gegen Goliath sei. Ich würde dem Eindruck an dieser Stelle stark widersprechen aus folgenden Gründen:

  1. Hunderte von Menschen sind gegen Möbel Kraft bereits aktiv geworden, verteilen Flyer und Plakate, überzeugen Freunde und Verwandte. Ohne diese Menschen könnten die drei Initiatoren überhaupt nichts bewegen. Zum Zeitpunkt der Unterschriftenkampagne gab es ja bereits monatelanges Engagement gegen diese Ansiedlung. Durch eine Gesetzesänderung schien dann aber die Chance auf einen erfolgreichen Bürgerentscheid möglich.
  2. Es haben bereits zehntausende Kieler*innen ihre Unterstützung durch Unterschrift bekundet. Wieviele Unterschriften hat Möbel Kraft? Ich denke wir sprechen hier eher von einem großen Teil der Kieler Bevölkerung, der gegen diese Ansiedlung ist.

 

David gegen Goliath erweckt den Eindruck, als dass drei Menschen gegen einen ganzen Konzern kämpfen. Dabei sind es zehntausende Kieler, die ihre Meinung repräsentiert sehen wollen. Dies entspricht nicht meiner Intention der Unterstützung und sicher auch nicht die vieler anderer Unterstützer*innen. Deren Rolle kleinzureden trägt eher dazu bei, das Menschen denken, da wären drei Spinner, die als einzige gegen Möbel Kraft sind. Viele Menschen schwimmen mit dem Strom. Mit diesem Bild befördert man daher nur die Interessen des Konzerns und der Stadtverwaltung.

Richtiger ist es  das ganze als Debatte der Kieler Bürger*innen zu betrachten, wo zur Zeit in Familien, unter Freunden und Bekannten um Argumente gerungen wird. Es geht hier um eine Ausrichtung der Kieler Politik: Für oder gegen Stadtgrün? Statt Lippenbekenntnissen zum Ausbau des Stadtgrüns, essbarer Stadt, gegen den Klimawandel, gegen das Bienensterben,… kann hier ganz praktisch etwas zum Erhalt des Stadtgrüns getan werden. Wozu 17 Hektar abholzen und danach für teures Geld Ersatz schaffen, der den gleichen Wert sowieso erst in Jahrzehnten erreicht. Will Kiel nun Klimaschutzziele erreichen oder nicht? Ist Kiel eine moderne Stadt, die Natur und Mensch miteinander vereinen möchte, oder setzt man auf Stadtpolitik der 50er Jahre, eine autogerechte Stadt, mehr Autoverkehr, mehr Fahrspuren, …?

Politik ist immer ganz konkret. Wir können uns die ganzen Konzepte und Rahmenpläne und Lippenbekenntnisse sparen, wenn wir einfach dann wenn es darauf ankommt so handeln, wie es unseren Prioritäten entspricht.

Was den Erfolg des Bürgerentscheids angeht, so bin ich sehr pessimistisch, weil es einerseits keine gute Vernetzungsarbeit gibt und andererseits punktet Möbel Kraft bei vielen Leuten mit dem Arbeitsplatzargument und der Tatsache, dass die meisten Kleingärtner aufgegeben haben.

Zu dem letzten Argument möchte ich darstellen, dass es hier um zwei getrennte Fragen geht: Natürlich hat man hier Fakten geschaffen und bereits Kleingärten zerstört. Hier stellt sich aber bereits die Frage, ob man das gutheissen soll? Bedeutet das denn grundsätzlich, dass wenn irgend jemand Fakten schafft, es keine Betroffenen mehr gibt? Soll man das jedem Konzern durchgehen lassen? Und auch der Stadt, die hier gegen die eigenen Bürger agiert hat? Das andere ist die Tatsache, dass es hier eine wertvolle Grünfläche gibt. Und dem entgegen steht die Absicht diese zuzubauen und damit zu versiegeln. Egal was hinterher mit dem Gelände passiert: Wir können verhindern, dass die Flächenversiegelung und radikale Umweltvernichtung in Kiel weiter fortschreitet.

Ich bin nicht gegen jede Unternehmensansiedlung in Kiel. Aber dieses Projekt im Jahre 2014 ist einfach nur wahnwitzig. 17  Hektar sollen vernichtet werden, darunter wertvolle Bestände von Bäumen und Sträuchern. Kiel kann es sich umweltmäßig einfach nicht leisten dieses Grün preiszugeben. Es ist absehbar, dass die Krieger-Gruppe nicht zu den Gewinnern im Möbelmarkt zählen wird. Im Moment heißt es bei denen: Wachsen um jeden Preis! Denn nur der größte gewinnt. Geht Krieger Konkurs stehen die Grundstücke leer. Die Natur ist dann zerstört, es gibt keine Arbeitsplätze und die Stadt und die Bürger*innen müssen die Kosten für eine Nachnutzung tragen. Das kann jeder bereits heute wissen, der es wissen will. Nur wer nichts wissen will und die Augen verschließt vor wirtschaftlichen Realitäten, der glaubt an das Märchen von unbegrenztem Wachstum des Möbelmarktes.

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