Autofähre über die Förde

Wochenrückblick
Autor:in

Thilo Pfennig

Veröffentlichungsdatum

19. Oktober 2017

Ferry Fontainebleau (aka)

Man muss schon am Verstand so mancher Kieler*innen zweifeln:

KN-Redakteur Frank Behling kommentiert zu den Vorschlägen:

“Eine Autofähre zwischen Dietrichsdorf und Düsternbrook ist der einzige Ausweg.”

Auch Ratsherr Homeyer von der CDU-Fraktion hegt Sympathien:

“Kann die Feinstaubbelastung am Theodor-Heuß-Ring damit gesenkt werden? Was wird teurer, die Verwirklichung dieses Projektes oder andere Maßnahmen zur Luftverbesserung an stark befahrenen Straßen?”

Also den Theodor-Heuß-Ring passieren pro Tag ca. 100.000 Fahrzeuge (Quelle). Eine nennenswerte Entlastung läge vielleicht bei 15% des Verkehrs. Das wären dann also ca. 15.000 Fahrzeuge. Ohne jetzt bereits Details zu wissen, gehe ich davon aus, dass es sich bei den Fährschiffen um Modelle handelt, die ähnliche Kapazität haben, wie DIESE in Konstanz. Also rd. 54 Autos.

Die Entfernung in Konstanz ist ungefähr doppelt so weit (4km), wie die angedachte Strecke zwischen Dietrichsdorf und Düsternbrook. Also wird die Überfahrt in Kiel rd. 8 Minuten dauern. Ich schätze, dass das vollständige Be- und Endladen ca. 10 Minuten braucht. Im Schnitt vielleicht also für ein Auto 5 Minuten. Also für beide Vorgämge insgeamt 10 Minuten. Das würde eine Gesamaufwand von 18 Minuten ergeben.

Gehen wir mal von einem 10-Minuten-Takt zwischen 6 und 20 Uhr aus. Das wären in der Zeit also rund 84 Fahrten. In den restlichen Zeiten würde die Fähre deutlich seltener Fahren. Runden wir einfach mal auf 110 Fahrten auf. Und dann verdoppeln wir sie um die Rckfahrten mit einzubeziehen. Wären dann also 110 Fahrten und bei einer vollen Auslastung 5940 Autos. Also sagen wir rund 6000 Autos maximal. Das wären gerade einmal 6 Prozent des Verkehrs vom Theodor-Heuß-Ring. Mit dem Auto üm die Förder herum zu fahren wäre dabei der gleiche zeitliche Aufwand (ca. 18 Minuten)

Zu Bedenken wäre dabei dann: Zum einen fraglich, wie viele Autofahrer bereit wären die Fähre zu nutzen, wenn es zeitlich keinen Vorteil bringt. Und das auch noch mit Kosten pro Person! Darüber hinaus: Wer schon auf der B76 ist, kann ggf. viel schneller sein weitergehendes Ziel erreichen. Denn weder in Dietrichsdorf noch in Düsternbrook gibt es bislang Straßen, die die Leute schnell zu anderen Orten in Kiel bringen. Und ob es dann überhaupt so viele Autos sind, die die Fähren nutzen würden, ist auch fraglich. So manche Nutzer*innen des Theordor-Heuß-Rings wollen vielleicht auch zur A7.

Unter dem Strich: Selbst unter optimalsten Annahmen ist es zweifelhaft, ob diese Verbindung irgend einen Nutzen bringt. Vielleicht reden wir auch nur von einer Entlastung um 1-2 Prozent. Es ist schon erstaunlich was gerade die CDU sich generell vorstellen kann an Träumerein während sie und die FDP sich jahrzehntelang gegen schienengebundene Lösungen für Massenverkehre in Kiel mit Händen und Füßen gewehrt haben.

Nichts gegen eine Querung der Förde. Zweifelhaft aber der Versuch, eine Lösung zu schaffen, die es Leuten ermöglicht vorher und nachher weiterhin das Auto zu nutzen, anstatt dass man Angebote schafft, die einen Umstieg auf andere Verkehrsmittel bewirken würden. Es kann ja nicht nur darum gehen die Wege für Autofahrer*inne zu verkürzen. Denn dann werden bestenfalls die Leute noch wieder mehr Wege mit dem Auto zurücklegen. Und dann gibt es wieder mehr Schadsdtoffemissionen als weniger.

Das heißt man kann sich an zwei Fingern abzählen, dass diese Vorschläge sowohl keine Lösung darstellen, als auch das Problem verschärfen. Und man würde für viel Geld wiederum die Chance vertun eine langfristige Lösung der Verkehrsprobleme anzugehen. Und die liegt sicher nicht in “mehr Autos”, noch in “mehr Straßen”.

Eine Prüfung der Vorschläge kann man sich sparen. Die Zeit haben wir nicht in Kiel!

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