800 #Parkplätze pro Jahr reduzieren! #KielAutofrei #autokorrektur

Mobilitätswende
Autor:in

Thilo Pfennig

Veröffentlichungsdatum

10. August 2020

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Am 22. April 2020 hatte ich eine Zahl in den Raum als Ziel herausgestellt für den Abbau von Parkplätzen in Kiel. Ich will dies hier noch ein mal in den Fokus stellen als Forderung:

  1. Unser Ausgangspunkt sind die Gesamtparkplätze, die ich auf 180.000 geschätzt habe. Die Stadt hat weder eine gemessene noch eine geschätzte Anzahl. Wie man so Verkehrspolitik machen möchte oder auch eine Parkraumbewirtschaftung ist mir schleierhaft. Die Anzahl der Parkplätze ist eine der wichtigsten Größen und die muss eine Stadt wissen. Nicht zuletzt geht es täglich darum, wo es wo viele oder nach mancher Meinung zu wenige Parkplätze gibt!
  2. Die zweite Größe war sich am Vorbild Amsterdam zu orientieren und in sechs Jahren 6 % der Parkplätze abzubauen: 4.680 Parkplätze bis 2025 oder 780 pro Jahr! Aber machen wir der Einfachheit halber 800 Parkplätze daraus. Und weil auch seit April nichts passiert ist!

800 Parkplätze würde bedeuten zB:

Viele Autofahrer:innen werden sicher sagen: Wir haben ja heute schon zu wenig Parkplätze und wir brauchen eher mehr als weniger Parkplätze!

Aber wenn wir jetzt mal von den 180.000 Parkplätzen ausgehen, dann befinden die sich in einem begrenzten Raum: Die Gesamtfläche der Stadt wird nicht zunehmen. Eine neue Eingemeindung ist erst mal nicht zu erwarten. Und die aktuelle Fläche teilt sich auf in Straßen (Gehwegen und Fahrbahn und Radwegen), Parkplätze. Grünflächen, Wasser, Wohnflächen, Gewerbeflächen, usw. - Dabei nimmt der Raum für Autos mit Parkplätzen und Autofahrbahnen bereits einen überproportionalen Raum ein. Wenn jemand also fordert mehr Parkplätze zu schaffen, dann müsste man auch die Frage beantworten, wo diese geschaffen werden sollen.

Das einzige, was dann keinen bestehenden Platz einnimmt sind Tiefgaragen und Parkhäuser. Wobei die Kosten für einen Tiefgaragenstellplatz zu schaffen ungemein größer ist (30.000-50.000 € ), als einen ebenerdigen Stellplatz (ca. 5.000 €). Das heißt also: Wir können zwar Platz sparen, müssen aber sehr viel mehr ausgeben. Genauer gesagt das sechs bis 10fache. Oder anders ausgedrückt: Mit einem Tiefgaragenstellplatz könnte man theoretisch bis zu 10 ebenerdige Stellplätze schaffen.

Mein zentrale Argument ist also: Wir befinden uns an einem Punkt, bei dem es nicht mehr sinnvoll ist mehr Platz zu schaffen für das Auto. Und da man schätzt, dass jedes Auto pro Tag ungefähr drei Parkplätze benötigt (zB Einkaufen, Arbeit und Zuhause), müssen wir diesen Bedarf eines Autos insgesamt in Betracht ziehen.

Das typische Kieler Mehrfamilienhaus hat ungefähr 10 Mietparteien. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Haushalt ein Auto besitzen würde, so gibt es pro Haus einen Platzbedarf für 10 Autos. Die Straßenseite eines Hauses hat aber oft nur Platz für 2-3 Autos. D.h. es fängt dann bereits mit einem Fehlbedarf von 7-8 Autostellplätzen an, bei unserem Beispiel von 100% Autos in Haushalten. Diese Haushalte müssen ihre Autos dann bei Nachbarn parken. Nehmen wir mal an ein Straßenabschnitt von Kreuzung zu Kreuzung hätte jeweils 5 Häuser. Dann wären das insgesamt 10 Häuser. Und auf dem Abschnitt hätten wir maximal 30 Parkplätze. Der Platzbedarf wäre aber bei 100 Parkplätzen. Wir haben also ein Parkplatz Defizit von 70 Parkplätzen minimal. Wenn wir jetzt noch Straßenbäume oder Ausfahrten mit Parkverbot abziehen, sind es oft eher 20 Parkplätze mit einem Defizit von 80 Parkplätzen.

Drehen wir die Sache um und fragen uns: Wie viele Haushalte dürften ein Auto besitzen, damit alle auf der Straße einen Parkplatz finden? Wir hätten also 20 Parkplätze, die 20 Haushalten entsprechen. Daraus ergibt sich, dass lediglich 20% an Haushalten über ein Auto verfügen sollten, damit jede Autobesitzer:in in ihrer Straße einen Parkplatz findet. Dabei unberücksichtigt: Besucher:innen, Käufer:innen usw..

Daraus ergeben sich schon viele Probleme und man sieht sehr schnell, das es bei einer hohen Autobesitzquote keine einfache Lösung geben wird.

Jetzt noch mal ein Beispiel mit dem “Medusalet”-Parklet am Beispiel von Kiel-Gaarden: Ich habe 2018 in der Medusastraße ein Parklet etabliert. Mit 2 Parkplätzen. Es verbleiben derzeit ca. 8 Parkplätze auf einer Straßenseite. Daraus ergibt sich eine Parkplatzquote von 80% der Nutzung der Straße. Die Autobesitzquote in Gaarden ist aber bei rund 22%. Damit belegen Autos das 3,6fache an Parkflächen, was es ihnen eigentlich nach der Autobesitzquote zustehen würde.

Es wird Zeit für eine Mobilitätswende!

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