Normalerweise könnte es mir kaum weniger Sorgen machen, welches Logo die Stadt hat oder nicht. Aber es ist ein schönes Beispiel wie Politik läuft. Kiel hat mit viel Geld ein neues Logo erstellen lassen von der Agentur, deren Chefin jetzt die Neue des damaligen Kieler Oberbürgermeisters Albig ist.

Das neue Logo kommt aus meiner Sicht extrem bieder daher. Zudem scheint mir der gesamte Markenfindungsprozess nicht wirklich durchdacht gewesen zu sein. Alleine die Tatsache, dass es in der letzte Ratsversammlung deswegen zu einem Eklat gekommen ist, obwohl angeblich alle Parteien von Anfang an eingebunden waren. Damit hat man schon vor der Einführung die neue Marke selbst beschädigt.
Herr Raschke hat via Twitter mal den Markenfindungsprozess dargestellt:
Am Ende an Schritt 3 sieht man, dass erst dann entschieden wird wo die neue Marke und wie eingesetzt werden soll.
Das in Kiel immer alles „klar, frisch und maritim“ sein muss ist mehr ein Zeichen für die tiefe Provinzialität für diese kleine Stadt, die schon seit langem keinen Weltcup-Status im Segeln mehr hat (aber dennoch sich nach wie vor als „Weltsegelhauptstadt“ bezeichnet).
Denn was ist denn schon „Maritim“? Klar, Kiel liegt am Wasser. Aber das macht sie nicht einzigartig. Maritim ist auch ein Haufen stinkender Algen am Strand – alles andere als frisch. Für eine Identifikation ist der Begriff denkbar ungeeignet und erscheint eher als ein Rückgriff auf irgend etwas aus Ermangelung eines individuelleren Charakters von Kiel. Mal ganz davon abgesehen, dass Kiel besonders stark das Schwimmenlernen seiner Kinder einschränkt. Die Politik geht eher in Richtung Schließung von Bädern oder die Kürzung von Zuschüssen durch das Einfrieren selbiger ohne Inflationsausgleich.
Das ist typisch für Kiel: Große Ansprüche formulieren, aber nicht liefern.
Ich habe verstanden, dass man das alte Wappen nicht komplett abschaffen möchte, zumindest jetzt noch nicht. Aber ohne das vorher klar ist, wo das neue Logo eingesetzt oder nicht eingesetzt wird, ist es keine reine Detailfrage, die man mal so eben im Nachhinein klären kann.
Es gehört zu den wesentlichen Vorbereitungen für ein Logo, dass man vorher weiß wann und wo es eingesetzt werden soll. Erst dann kann man ein Logo erstellen, denn erst dann weiß man den Kontext, in dem es steht.
Aber sowohl die Qualität als auch die sehr allgemeine Aussage dieses Logos erscheinen heute als unausweichliches Ergebnis eines genau so schwammigen Markenbildungsprozesses. Dieses Logo weißt zumindest nicht über den Fakt hinaus, dass Kiel am Wasser liegt und das hier gesegelt wird. Es ist ein bisschen wie bei Des Kaisers Neuen Kleidern. Fast niemand traut sich reale Kritik am Logo zu üben, auch wenn die mangelnde Qualität ganz transparent durchscheint 😉
Ich finde es auch immer wieder erschreckend, in welchem Tempo Deutsche ihre eigene Sprache freiwillig abschaffen! Sailing city ist englisch, falls es jemand noch nicht gemerkt hat!
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Wenn PolitikerInnen keine Ideen haben, wie sie ihre Stadt positiv verändern könnten, lassen sie für „Ihre“ Stadt eine neue Marke entwickeln. Es wird ein Logo gebastelt, das später auf die üblichen Marchandise-Produkte wie Flyer, alberne Anstecker und noch albernere Fähnchen gedruckt wird. Der Oberbürgergeister, so bedeutungsvoll wie die Königliche Hoheit im gleichnamigen Roman des großen Lübeckers, erhält endlich einmal wieder die Möglichkeit, in eine Kamera zu grinsen, und eine Agentur mit guten Kontakten zum ehemaligen Oberbürgermeister und jetzigen Ministerpräsidenten bekommt in einer lupenreinen Ausschreibung zufällig den Zuschlag, die Werbekampagne zu machen. Ansonsten profitiert niemand. Nicht die Stadt Kiel. Nicht die Kieler. Der Grund ist ganz einfach: Kein Mensch bereist Paris oder Florenz oder wohnt gern dort, weil die Städte eine so todschicke Marke sind. Es sind einfach wunderschöne Städte. Die etwas dafür tun, es auch zu bleiben. Wäre mal ein Denkansatz für Kiel. Aber gut, denken und Kiel …
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Immerhin hat Kiel ja seit 2014 ein neues „Wahrzeichen“ https://www.youtube.com/watch?v=yR50HzZj-nI .Der überragt,,,, naja eigentlich nix, aber wenn man ganz genau hinschaut kann man ihn auch sehen. 🙂
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