Pressemitteilung des NABU Schleswig-Holstein vom 7.3.23:
Krüger: Je näher das Meer an Deutschland ist, desto schwerer fällt der Bunderegierung der Schutz
Zurück nach obenBerlin – Das am Wochenende verkündete UN-Abkommen zum Schutz
der Hohen See ist ein bahnbrechender Erfolg für den Schutz der
biologischen Vielfalt. Fast 60 Prozent der Weltmeere bekommen
endlich Regeln und Schutz. Das Bundesumweltministerium unter
Ministerin Lemke hat hierbei eine führende Rolle eingenommen und
diesen Erfolg maßgeblich mitgestaltet. Doch wie gut gelingt der
Meeresschutz vor der eigenen Haustür? NABU-Präsident
Jörg-Andreas Krüger schaut mit Sorge auf die deutschen Küsten:“International ist die Bundesregierung Vorreiter in
Sachen Natur- und Meeresschutz. An den deutschen Nord- und
Ostseeküsten sehen wir leider gegenläufige Entwicklungen. Mit
der Umsetzung der EU-Notverordnung, dem Aussetzen von
Umweltprüfungen, dem geplanten Bau von LNG-Terminals oder auch
Windparks in Meeresschutzgebieten sowie der Debatte um CCS
werden hier zeitgleich zum Finale der UN-Verhandlungen
bestehende Schutzstandards reduziert. Da fehlt eine
ganzheitliche Logik für den Schutz von Klima und Biodiversität.”
NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff ergänzt: „Das
UN-Abkommen ist ein Riesenerfolg. Doch warum sind Meere
international schützenswert, bei sektoralen Entscheidungen der
Bundesregierung aber nur Wirtschaftsraum. Dort werden erst
Schutzgebiete ausgewiesen und anschließend durch
Infrastrukturprojekte zerstört? Es ist an der Zeit, die
Naturschutzpolitik in Deutschland grundlegend zu ändern. Der
Schutz der biologischen Vielfalt ist der Schutz unserer
Lebensgrundlagen. Was wir in der Meerespolitik prioritär ändern
müssen, das zeigt unser 10-Punkte-Plan Meeresschutz. Darüber
hinaus brauchen wir eine Wiederherstellungsoffensive für die
Natur und ein Biodiversitätsgesetz, welches alle Ressorts und
Wirtschaftssektoren dazu verpflichtet ihren Beitrag gegen das
Artensterben zu leisten. Mindestens 30 Prozent der Fläche
Deutschlands müssen für die sogenannte grüne Infrastruktur
gesichert werden.”
Hintergrund:
Erstmalig werden die Weltmeere jenseits nationaler
Hoheitsgebiete durch ein Abkommen der Vereinten Nationen
geschützt. Das hilft auch Umsetzung der Beschlüsse der CBD COP
15, 30 Prozent der Meere wirksam unter Schutz zu stellen.
Darüber hinaus sollen wirtschaftliche Aktivitäten auf der
sogenannten Hohen See auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft und
Gewinne daraus fair zwischen den Ländern des globalen Südens und
Nordens geteilt werden. ]
Die Meere produzieren die Hälfte des Sauerstoffs auf
der Erde, binden ein Drittel des vom Menschen verursachten
Kohlendioxids. Doch Nord- und Ostsee geht es schlecht, ein
Drittel der Arten steht auf der roten Liste, Ökosystemleistungen
gehen verloren. Seit 2021 läuft ein Vertragsverletzungsverfahren
der Europäischen Kommission gegen Deutschland, weil
Schutzgebiete nicht ausreichend rechtlich gesichert und
geschützt werden.
Die 10 Punkte des NABU für den Schutz der MeereMit mehr als 900.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärks te Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Der NABU begeistert für die Natur und fördert naturkundliche Kenntnisse für ein aktives Naturerleben. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns