Die Linke 2025

Autor:in

Thilo Pfennig

Veröffentlichungsdatum

18. Februar 2025

Schlüsselwörter

Die Linke, Krieg, Frieden, Verhandlungen, Ukrainekrieg, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Faschismus, Antifaschismus

Demonstration in Battersea, 1939 by Clive Branson, dedicated to Comrade E Marney: ‘a parade of hungry volunteers… sometimes shirtless, often ill, but always wearing their brigade badges or caps’. Photograph: Collection of Rosa Branson/© The Estate of Clive Branson

Demonstration in Battersea, 1939 by Clive Branson, dedicated to Comrade E Marney: ‘a parade of hungry volunteers… sometimes shirtless, often ill, but always wearing their brigade badges or caps’. Photograph: Collection of Rosa Branson/© The Estate of Clive Branson

Die Linke und besonders Jan van Aken argumentieren vor der Wahl oft, dass Verhandlungen eine Alternative zu Waffenlieferungen an die Ukraine (gewesen) wären. Und eben auch das in der Geschichtsbetrachtung JEDER Krieg nicht militärisch, sondern diplomatisch beendet wurde.

Van Aken zieht da zB den Bezug zum Irakkrieg 2003. Nur dass hier der Vergleich natürlich hinkt, da damals die USA und Großbritannien ja behaupteten, der Irak hätte Massenvernichtungswaffen.

Aus einem Artikel der Leipziger Zeitung vom 27.9. 2025

Aus beendeten Kriegen lernen

Aber wenn man sein Buch liest, lernt man, dass die Radikalvorstellung von Krieg oder Frieden die eigentliche Illusion ist. Und dass – das zeigen so ziemlich alle Kriege des vergangenen Jahrhunderts – nur die allerwenigsten Kriege tatsächlich mit militärischen Mitteln beendet wurden. Die meisten endeten durch Verhandlungen – Verhandlungen, die anfangs meist völlig abseits der Öffentlichkeit passieren.

Es gibt bei Google Books 84 Seiten Auszug. Ich habe nicht das ganze Buch gelesen.

Von dem Artikel und dem Auszug geht verloren, dass Russland eigentlich seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in einem Dauerkrieg ist. In einem Interview mit Sarah Wagenknecht fragte sie Tilo Jung, warum Russland denn nie Georgien angegriffen hätte? Kurze Erinnerung: 2008 Kaukasuskrieg. Das zum Thema Kriegsgrund Ukraine und NATO-Mitgliedschaft.

Auffällig bei van Aken auch, dass er offenbar nicht den Ersten und Zweiten Weltkrieg thematisiert, sondern überwiegend begrenzte Konflikte. Zum Teil behauptet er auch einfach, Friedenslösungen und erfolgreiche Verhandlungen wären möglich gewesen.

Ich würde sagen: Absolut - es gibt sicher hunderte Fälle unnötiger Konflikte. Aber ich denke heute sollten wir uns doch darüber einig sein, dass der Faschismus wieder um sich greift und das zB die Mittelmacht Russland danach strebt ihren Einfluss wieder auszudehnen. Das wir wahrscheinlich vor einem neuen Weltkrieg stehen. 2014 hatte man quasi eine ähnliche Lösung wie 1938 mit dem Sudetenland gegenüber der Tschechoslowakei gewählt und Russland territoriale Zugeständnisse gemacht. Aus meiner Sicht haben die Zugeständnisse, der Übergabe der Krim Russland ermutigt, den Krieg wieder neu zu starten. So wie damals Hitler ermutigt wurde, Polen zu überfallen.

Ich würde sagen, der 2. Weltkrieg kam nicht dadurch, dass man zu wenig mit Hitler verhandelte. Im Gegenteil, der Holocaust und der 2. Weltkrieg und die zigmillionen Toten hätten ggf. verhindert werden können, wenn sich die Alliierten damals schon klar gegen Deutschland positioniert hätte.

Offenbar ist das aber aus Sicht von van Aken und der Linken kein Thema oder Gedankengang. Die sind gedanklich eher beim Bosnienkrieg oder Irakkrieg und Afghanistankrieg. Bei denen ja quasi ohne guten Grund ein Krieg angefangen wurde. Aber der Irak und Russland kann man nicht gleichsetzen.

Ich hatte zu der Frage van Aken auch eine Mail geschrieben und kein Antwort erhalten. Und auch via Mastodon verwies man lediglich auf eben das Interview mit Tilo Jung, dass mir so sauer aufgestoßen ist.

Denn ich sehe da in der Haltung der Linken keine konsequente Haltung gegen Faschismus.

Auch im Spanischen Bürgerkrieg ließen westliche Demokratien die verbündeten Gegner des Faschismus in Stich, während Italien und Deutschland Waffen und Soldaten lieferten. Dadurch gewannen die faschistischen Putschisten gegen die Republik.

Es ist doch ganz entscheidend, was die Motivationen der Player sind. Es geht nicht um Waffenstillstand oder Frieden um jeden Preis. Nicht dann, wenn Millionen Schicksale auf dem Spiel stehen. Und Deutschland wurde eben dann doch militärisch besiegt. Unter anderem, weil Polen eben nicht die Militärhilfe vor 1938 bekam, wie heute die Ukraine.

Ich stelle immer wieder fest, dass hier dann gerne rückblickend gesagt wird: Putin ist ja nicht Hitler und 2025 ist nicht 1938. Vielleicht nicht. Aber wir sehen ja, was jeden Tag passiert. Es nützt uns ja nicht, wenn wir im Jahr 2108 dann auf das Jahr 2025 zurückblicken und dann sagen, hier hätte man die Geschichte anders lenken können.

Aus im Spanischen Bürgerkrieg gab es viele Linke, die gegen eine Unterstützung der Republik waren und lieber den Frieden wahren wollten, als die Faschisten militärisch zu besiegen. Es gibt eben doch Parallelen zru Vergangenheit. Und es gibt immer auch gute Gründe für Frieden und Verhandlungen. Aber man sollte dem Faschismus nicht den Rücken zudrehen und denken es wäre damit getan kleine Wahlkampfstände der AfD zu stören.

Und für mich war das einer der wesentlichen Punkte, die Linke nicht zu wählen, denn ich will keine Ausweitung des Krieges, keine Linke, die im Zweifelsfall Putin vertraut, um den Frieden um jeden Preis zu sichern. Diese Haltung hat uns schon zu viele Menschenleben gekostet. Auch in den USA und Großbritannien gibt es heute noch viele, die sagen, man hätte den Kontinent alles selber ausbaden lassen sollen und sich im 2. Weltkrieg nicht einmischen. Es kann aber auch gut sein, dass dann ganz Europa heute noch faschistisch wäre und noch viele hunderte Millionen mehr umgekommen wären.

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