Im Oktober 2024 wurden von der Kieler Verwaltung aufgrund der Finanzsituation diverse Sparvorschläge für den Haushalt 2025 erarbeitet. Die auch mit Einsparungen und Schuldenbremsen in Bund und Land Schleswig-Holstein zusammenhängen.
Aus Transparenzgründen: Als Mitglied der Kulturinitiative Gaarden habe ich mich intensiver mit der Förderpolitik beschäftigt. U.a. um Verbesserungen für Gaarden zu erreichen und zu verhindern, dass nur noch die Hälfte der Kulturförderung zur Verfügung steht. Ich stelle hier meine Erkenntnisse und Gedanken öffentlich zur Verfügung. Vielleicht helfen sie Einigen, Zugang zum Thema zu finden oder bessere Entscheidungen zu treffen
Es wurde auch eine Evaluierung von SPD und GRÜNEN (Drucksache 1153/2024-01) beschlossen.
Die Verwaltung wird beauftragt, alle kommunalen Förderfonds zu evaluieren und die Ergebnisse dieser Evaluation in der ersten Jahreshälfte 2025 vorzulegen. Es soll eine tabellarische Darstellung über alle Fonds, ihre Höhe sowie die jährliche Höhe der abgerufenen Mittel seit Einführung der Fonds erstellt werden. Darüber hinaus soll für jeden Fonds dargelegt werden, welche Projekte, Ideen oder Maßnahmen damit gefördert wurden und ob damit die bei Einführung des Fonds beabsichtigten Ziele erreicht wurden.
Die erste Jahreshälfte endet am 30. Juni. Vom Ende Februar aus betrachtet soll also in vier Monaten ein gedrucktes Ergebnis vorliegen. Das bedeutet also, dass bereits jetzt schon gesammelt und analysiert wird. Ein Teil davon ist laut Kulturbüro etwas, was sie sowieso ständig machen. Aber dennoch spannend, da diese Evaluation dann ja wiederum vier Monate später im Oktober die Grundlage für die Verabschiedung des Haushalts 2026 darstellen wird. Ich würde hier davon ausgehen, dass spätestens Anfang Mai die wesentlichen Teile und Analysen stehen und auch nicht mehr erweitert werden. Danach wird die Hauptarbeit das Zusammenführen der Ergebnisse zu einem sinnvollen Dokument sein und die Verwaltung wird auch versuchen ihr Argument zu untermauern und kommende Beschlüsse vorwegzunehmen. Denn dann kann man sich im Oktober 2025 bereits auf diese Evaluation beziehen.
Ich hatte in Gaardener Notizen eine Kritik an Gaarden¹⁰ formuliert:
„Wie Gaarden hoch 10 scheiterte: Eine kritische Analyse“. Ich schloss das mit den Worten:
Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen in der Stadtplanung die Probleme von Gaarden nicht nur als temporäre Herausforderungen begreifen, sondern als tiefgreifende strukturelle Fragestellungen, die einer fundierten, langfristigen Strategie bedürfen.
Das würde auch insgesamt zu den Fördertöpfen in Kiel passen
Hier ist eine Liste der Fördertöpfe in Kiel, basierend auf den Informationen von der Webseite der Landeshauptstadt Kiel:
- Projektförderung Nachhaltigkeit
- Ziel: Unterstützung von Projekten, die zur nachhaltigen Entwicklung Kiels beitragen.
- Betrag: 100.000 Euro pro Jahr (Einzelförderung bis 10.000 Euro).
- Internationale Städtepartnerschaften stärken
- Ziel: Förderung von Projekten zur Stärkung der Städtepartnerschaften Kiels.
- Betrag: 175.000 Euro pro Jahr.
- Vorläuferprojekte Meeresvisualisierungszentrum
- Ziel: Förderung von Projekten, die Meeres- und Meeresschutzthemen visualisieren.
- Betrag: 50.000 Euro pro Jahr.
- Kieler Nachhaltigkeitspreis
- Ziel: Auszeichnung innovativer Ideen und Projekte, die Nachhaltigkeit fördern.
- Betrag: 5.000 Euro (auf mehrere Gewinner*innen aufgeteilt).
- Gemeinsam Kiel gestalten
- Ziel: Unterstützung von Projekten zur nachhaltigen Aufwertung von Stadtteilen.
- Betrag: 250.000 Euro pro Jahr (maximal 25.000 Euro pro Projekt).
- Kulturförderung
- Ziel: Unterstützung kultureller Projekte und Initiativen.
- Betrag: Abhängig von der Art der Förderung.
- Förderung von Kreativzentren
- Ziel: Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen für die Kreativwirtschaft.
- Betrag: Bis zu 150.000 Euro pro Jahr über bis zu drei Jahre.
- Klimaschutzfonds
- Ziel: Förderung von Maßnahmen zur Klimaneutralität.
- Betrag: Circa 30.000 Euro pro Jahr.
- Umweltschutzfonds
- Ziel: Unterstützung von Maßnahmen zum Umweltschutz.
- Betrag: 50 Prozent der Kosten der Maßnahme.
- Zusammenhalt stärken - Teilhabe sichern
- Ziel: Förderung von Projekten zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
- Betrag: Bis zu 10.000 Euro für Projekte, bis zu 500 Euro für Ehrenamtsarbeit.
- Mettenhoffonds
- Ziel: Unterstützung von Projekten im Stadtteil Mettenhof.
- Betrag: 5.000 Euro pro Jahr (maximal 1.000 Euro pro Projekt).
- Verfügungsfonds Gaarden
- Ziel: Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in Gaarden.
- Betrag: 30.000 Euro pro Jahr (bis zu 5.000 Euro pro Projekt).
- Verfügungsfonds Neumühlen-Dietrichsdorf
- Ziel: Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in Neumühlen-Dietrichsdorf.
- Betrag: 30.000 Euro pro Jahr (bis zu 5.000 Euro pro Projekt).
- Förderbudgets für Senior*innen
- Ziel: Förderung von Projekten zur Mehrgenerationenarbeit und Teilhabe von Menschen mit Demenz.
- Betrag: 40.000 Euro pro Jahr (bis zu 2.500 Euro pro Projekt).
- Fördermittel für inklusive Projekte
- Ziel: Förderung von Projekten, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung unterstützen.
- Betrag: 100.000 Euro pro Jahr (bis zu 10.000 Euro pro Projekt).
- Förderfonds Breitensport
- Ziel: Förderung vielfältiger Bewegungsangebote in Kiel.
- Betrag: 370.000 Euro pro Jahr.
Dazu kommt dann noch die Institutionelle Förderung. Die liegt für 37(!) Empfänger*innen bei rund zwei Millionen Euro pro Jahr (Quelle KN) - also rd. 54,000 Euro pro Institution. Der Haushalt liegt insgesamt, zum Vergleich bei 1,44 Milliarden Euro (Quelle NDR). Zum weiteren Vergleich: Die neue Probebühne des Theater Kiel wird zB alleine mit 4 Millionen Euro gefördert (Quelle KN) . Dazu kommen bei der Kultur noch weitere Millionen für städtische Institutionen wie der Kunsthalle, Schauspielhaus, Museen, ….
Um es mal zu veranschaulichen sehen wir links den Gesamthaushalt (rot) im Vergleich zur Institutionellen Förderung (grün). Und das Argument in der Kieler Nachrichten war, dass man rechts sparen kann, um den Gesamthaushalt zu sanieren.
Alle Fördertöpfe, die genannt werden und eine feste Summe haben stehen bei 1,3 Mio Euro. Also noch weniger als die Institutionelle Förderung. Vielleicht sind es mehr als zwei Millionen mit Kulturförderung und dem Umweltschutzfonds zusammen. Aber sicher nicht ein Vielfaches. Daraus wird schon ersichtlich: Diese Töpfe machen den Braten nicht fett.
Geld ist aber schnell ausgegeben. Alleine für eine Lichtinstallation bei der Gaardener Brücke gab die Stadt Kiel 25.000 € aus (Quelle: 4. Fortschrittsbericht Gaarden hoch 10):
Das wären auch schon 50% des Gaardener Topfes für Interventionistische Kunst in Gaarden. Das ist auch der Eindruck, der sich bei mir verfestigt hat: Das man insgesamt sehr bereit ist, sich auf Einzelprojektförderung zu fixieren. Auch wenn deren Sinn nicht immer klar ist.
Dagegen scheint es nicht nur bei der Stadtteilentwicklung Gaarden sondern auch bei der Kulturförderung keine sichtbare, übergreifende Strategie zu geben. Und für Gaarden bedeutet das, dass es wo es dieses Jahr 815 Jahre alt wird, immer noch oder kein (sozio)kulturelles Zentrum hat. Und das obwohl sicher in der ganzen Zeit viel Geld im Viertel ausgegeben wurden. Dort, wo in Kiel Museen, Institutionen, kulturelle Häuser stehen, fließt auch das Geld. Und da wird auch selten bei der Ausgabe gezögert oder kritisiert. Aber in Gaarden, wo seit Jahrhunderten Mittel fehlen und das als Stadtteil vielleicht den größten Anteil an Kiels Reichtum und Werftenstandort hatte, fehlt es an attraktiven kulturellen Zentren und damit Angeboten. Die beiden Töpfe: „Interventionistische Kunst in Gaarden” und der „Gaarden Kultur- und Kreativrat” (KKR) treten dabei als Lückenbüßer auf. Es werden teilweise Raumkosten übernommen (KKR), bzw. findet eher draußen statt (Interventionistischer Topf).
Dabei wird auch nicht ganz klar, warum diese beiden Töpfe gaardenspezifisch sind. Bei der Interventionistischen Kunst hier die Aufgabenbeschreibung:
Mit den Mitteln für „Interventionistische Kunst im öffentlichen Raum Gaarden“ sollen Kunst- oder Kulturprojekte gefördert werden, die das soziale und interkulturelle Leben im Stadtteil und seiner Bewohner*innen zum Auslöser einer Projektidee nehmen. Die Projekte sollen sich mittels Kunst und Kultur vor Ort einmischen und in Austausch mit der Anwohnerinnen- und Nachbarinnenschaft treten. Die Projekte sollen dabei weder den Stadtteil noch die Bewohnerinnen stigmatisieren und/oder diese einem kolonialisierenden Blick aussetzen. Die Projekte können sich jeglicher Kunstsprache oder Kultur- und Präsentationsform während der Umsetzung bedienen. Die Projekte sollen bei freiem Eintritt öffentlich zugänglich sein. Die Projekte können entweder im Außenraum auf Plätzen, Straßen, in Parks, Hinterhöfen oder in Innenräumen wie beispielsweise Ladenlokalen und/oder ähnlich zugänglichen Einrichtungen stattfinden. Die Projekte ermöglichen auf niederschwellige Art und Weise eine Begegnung mit Kunst- und Kulturproduktionen und erlauben den Perspektivwechsel. Ziel ist es, das soziale Miteinander der Stadtteilbewohnerinnen in Gaarden und den interkulturellen Dialog und Austausch zwischen den Bewohnerinnen aller Kulturareale der Stadt Kiel zu fördern.
Teilnahmebedingungen
… Wettbewerbsvorschläge können von natürlichen oder juristischen Personen gestellt werden. Mindestens einer der Antragstellerinnen oder der beteiligten Künstler*innen sollte den Schaffens- und Wirkungsmittelpunkt in Kiel haben und müssen in der Lage sein eine Gaardener Perspektive einzunehmen.
Mit einer Gesamtfördersumme von 50.000 € ist es eigentlich nicht viel mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es reicht, um einigen Künstlerinnen das Überleben zu erleichtern. Aber es reicht nicht aus, um wirklich nachhaltig zu wirken. Die geforderten 10% Eigenanteil reduzieren die Gesamtfördersumme um diesen Betrag. So ist bei solchen Projekten zwar möglich teure Anschaffungen zu machen, um Projekte umzusetzen, aber die Künstlerinnen, die oft selber den Antrag stellen (müssen) erhalten dann nur 90% das Förderbetrags. Man erwartet also, dass sie sich unter Wert verkaufen, damit sie diese Mittel beziehen können. Etwas, was auf städtischen Bühnen undenkbar wäre. Aber mit der Freien Kunst kann man es ja machen.
Deren Arbeitsbedingungen in Kiel sind schlecht. Für 2026 ist nach einer vollzogenen Evaluation eine weitere Verschlechterung zu erwarten, insbesondere wenn sich herausstellt, dass ggf. nicht alle Gelder abgerufen wurden oder dass die Zielgruppe nicht ausreichend erreicht wurde.
Für größere Organisationen sind 10% Eigenanteil oft kein Problem. Für Künstler*innen, die eigene Anträge stellen oder kleine Organisationen ist dies aber nur durch erhebliche Einschnitte und Verzicht leistbar. Und das wo ja die Stadt Kiel sich über diese Fördertöpfe günstig Kultur einkaufen kann ohne viel administrativen Overhead. Geld, was sie dann mit beiden Händen bei kommerziellen Großereignissen wie der Kieler Woche wieder ausgeben kann. Im Grunde ist das daher eine große Umverteilung von Unten nach Oben, da dort unten eben oft nicht alles abgerechnet wird und die Eigenleistung oft freiwillig bei über 10 % liegt. Und es ist auch ein Zeichen für die mangelnde Wertschätzung für Kulturtätige und damit auch der Kunst und Kultur selbst. Und dann setzt man hier noch besonders gerne mit der Axt ein, während man beim Straßenbau zB gegen den Rat des Tiefbauamtes Millionen mehr ausgegeben hat, als eigentlich empfohlen.
Man erkennt hier also, welche Priorität Kultur in Kiel hat und auch der Stadtteil Gaarden. Wenn man Politik und Verwaltung zuhört, so loben sie Kultur alle von AfD bis ZDF in höchsten Tönen. Doch unterm Strich, bei den Anträgen und Abrechnungen spart man, wo man nur kann und erklärt den Betroffenen, dass man sie ja vor Einsparungen nicht schützen kann.
Gleichzeitig ist Gaarden in den Medien bekannt für eine Vielzahl an Problemen. Da könnte man auch sagen: „Sowas kommt von Sowas “. Die Probleme Gaardens sind ja nicht vom Himmel gefallen, sondern der mangelnde Investitionswille durchzieht ja die Kieler Politik seit vielen Jahrzehnten. Da kriegt man mal eine neue Drogenberatung oder einen Kommunalen Ordnungsdienst oder ein paar Rentner, die mit Flyern über das richtige Müllsortieren aufklären sollen. Und man denkt dann wird schon alles besser. Und man baut Bushaltestellen ab, wenn Obdachlose sich darunter aufhalten. Und dann wird wieder irgendwo ein großes Kunstwerk eröffnet für viele zigtausend Euro, dass dann die Atmosphäre verbessern soll, als Almosen der Stadtverwaltung.
Man muss Defizite klar benennen und darüber offen diskutieren, was falsch läuft und wie man es besser machen kann. Das ist auch Kultur - das Ringen um bessere Lösungen. Nicht alles ist falsch und das ersatzlose Streichen von Förderung würde die Situation sicher weiter verschlechtern.
Aber sowohl für Kiel als auch in Gaarden im Speziellen gilt, dass es einer klaren Strategie bedarf, damit Kultur stattfinden kann und Investitionen auch nachhaltig wirken. Vereinzelte Maßnahmen und Projekte können dabei nur das Salz in der Suppe sein. Wenn starke Kulturinstitutionen fehlen, ist auch die Kultur beschränkt. Das gilt umso mehr für einen Anspruch soziokulturell breite Gesellschaftsschichten vor Ort anzusprechen. Dann braucht man auch keine Sätze mehr, die fordern, dass Menschen in der Lage sein sollen „in der Lage sein eine Gaardener Perspektive einzunehmen“.
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