10 Jahre Naturzerstörung am Prüner Schlag
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Es gibt ein neues Kapitel der Ansiedlung eines Möbelmarktes in Kiel. Angefangen hatte es damit, dass die Ansiedlung von Möbel Kraft und entsprechende Arbeitsplätze versprochen wurden. Was geschah bisher:
die “Gläserne Akte” der Stadt Kiel stellt leider nur einen Teil dar, aber hier ist sie:
https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/moebel_kraft.php
Ihr seht oben, dass sogar die URL das “Möbel Kraft” im Namen trägt, bis heute! Die Geschichte geht also bis zum Jahr 2011 zurück, dann passierte u.a. auch folgendes:
- September 2011 die Stadt reagierte auf Forderungen der Zivilgesellschaft zur Anlage einer “Gläsernen Akte”, es gab erste Demonstrationen vor dem Kieler Rathaus.
- Oktober 20211: Bevor Hand an die Natur gelegt wurde, war Björn Sander als umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion bereits das erste Opfer der Ansiedlung. Er trat zurück, weil er das Verfahren und die Ansiedlung nicht mittragen wollte: “Mit dem Argument „Arbeitsplätze“ wurde durch eine große Ratsmehrheit der Weg für Möbel Kraft in Kiel geebnet. Geopfert wird dabei die mit 17 ha größte Grünfläche der Innenstadt. Im nun folgenden Verfahren wird es keine Diskussion hinsichtlich der Standortfrage mehr geben…. Ohne die Unterstützung der GRÜNEN, wäre es nicht zum Verkauf gekommen. Es ist sozusagen eine Erbsünde der Kieler GRÜNEN und hat ihnen bei Umweltbewegten viel Unterstützung gekostet.
- Oktober 2011: Und dann war da noch der Wahlkampf ums Oberbürgermeister:innenamt, zu dem Susanne Gaschke antrat und klarmachte, das Kleingärten eh nur Zwischennutzung wäre, so nach dem Motto “Ist das Natur, dann kann das weg!” Es gab übrigens zwei Kandidaten, die primär wegen Occupy Kiel angetreten waren!
- Im April 2013: Die Stadt Kiel war für die Umweltzerstörung vor 8 Jahren zuständig und wollte es aber nicht sein und lieber wegschauen!
- April 2013: die Kleingärtner:innen lassen sich ihre Interessen von Parteien und Verbänden abkaufen oder eben von Kurt Krieger.
- Mai 2013: war es bereits zu spät für Vieles
- Juli 2013: Das Aus für Max Bahr als Vorzeichen für ein Aus von Möbel Kraft als Marke? (Meine Prognose, das Möbel Kraft nie nach Kiel kommen würde, ist dann später eingetroffen, nur dass es nicht gleichbedeutend mit dem Aus für das Projekt war)
- Oktober 2013: Das Bürger:innenbegehren gegen die Ansiedlung nimmt die erste Hürde (Unterschriften)
- Dezember 2013: Dodenhof “Norddeutschlands größtes Shoppingcenter”) in Kaltenkirchen soll erweitert werden. Ein Wink nach Kiel? (Update 2018: XXXLutz übernahm 75% der Möbelhäuser)
- Dezember 2013: deutliche Kritik äußerten einige gewählten Piraten erst an diesem Bürgerbegehren Nun klang das anders.
- Januar 2014: Der Kieler DGB steht voll hinter Möbel Kraft und der Ansiedlung, ganz auf SPD Linie
- Februar 2014: Das mehrheitlich verabschiedete Statement der Kieler Ratsversammlung zur “Möbel Kraft” Ansiedlung
- März 2014: Werbung, Werbung, Werbung, Werbung - aber angeblich hat nie einer gesagt, es würde Möbel Kraft sein, es wäre ja immer nur von zwei Möbelmärkten geredet worden.
- März 2014: Möbel Kraft schließt Günstigkeitsprinzip in Arbeitsverträgen aus
- März 2014: Möbel Kraft, Stadt und Land gewinnen knapp gegen die Bürger:innen, v.a. durch Stimmen aus entfernten Stadtteilen. Die Nachbarn des Prüner Schlags stimmten mehrheitlich gegen eine Ansiedlung. Ein das Statement der Verlierer:innen. Aus der Gläsernen Akte: “Beim Bürgerentscheid am 23. März 2014 stimmte eine Mehrheit von 52,5 Prozent (46524 Stimmen) mit Nein zum Planungsstopp. Damit können die Planungen fortgesetzt werden. Mit Ja stimmten 47,5 Prozent (42097 Stimmen). Die Abstimmungsbeteiligung lag bei 45,7 Prozent”
Januar 2016: “Möbel so billig, wie nie”- 2018: Es steht fest: Möbel Kraft wird nicht nach Kiel kommen, aber stattdessen “Höffner”, die ebenfalls zur Krieger-Gruppe gehören. Eine Konsolidierung des Konzerns mit den vielen Marken.
- 2020/2021: Deutschland wird durch die Corona-Pandemie erschüttert, der stationäre Einzelhandel in der Existenzkrise
- November 2021: Höffner zerstört versehentlich einen Teil der verpflichtenden Ausgleichsflächen. Allerdings waren zuvor ja bereits 17 Hektar Kleingärten zerstört worden. Es scheint aber, als wäre dies der Tropfen, der bei manchen erst das Fass zum überlaufen bringt?
Die Stadt hat nun Anzeige erstattet gegen “Krieger Bau”. Kurt Krieger sagte darauf hin seine Teilnahme per Video an einer Sitzung des Bauauschusses ab. Ich persönlich sehe darin keinen Skandal. Der Unternehmer muss jetzt sehr aufpassen, was er sagt, weil es jetzt ein Strafverfahren ist, bei dem jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird und er sich selbst belasten kann.
Die Kieler Parteien jedoch machen daraus jetzt ein großes Ding und wollen damit ganz offensichtlich davon ablenken, dass sie willentlich und wissentlich 17 Hektar grün ohne Not und ohne Widerspruch verkauft und zerstören haben lassen. Das die Ausgleichsflächen nur ein Witz sind, war schon vor Jahren ein Thema. Der Skandal fing eben 2011 an und nicht 2021!
So sehr ich die Firmenpolitik von Kurt Krieger kritisiere, so sehr habe ich hier das Gefühl, dass es sich hier nicht um eine Schmutzkampagne handelt und das es sich glaubhaft eher um ein Versehen handelt. So was kommt eben von So was.
Ob die Möbelmärkte jetzt überhaupt Corona überleben werden, wird sich zeigen, s.a. 9. Branchenwerkstatt, der Corona-Effekt
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