Die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele sind Test und Belastungsprobe für die Demokratien weltweit. Offenbar führt die Erkenntnis, dass Großereignisse am besten in Diktaturen durchzuziehen sind dazu, sich weniger an den eigenen demokratischen Traditionen zu orientieren, sondern eben an Verhaltensweisen von Diktaturen.
»Who cares ?«
Auf der einen Seite wird alles getan, um die PRO-Argumente zu platzieren. Da werden auch mal eben diverse Regeln in den Städten gebeugt. Wie hier in München zum Oktoberfest:
§ 46 Veranstaltungen und Vorführungen Veranstaltungen (z.B. Promotionaktionen; Pressetermine; Durchführung von politischen Veranstal- tungen, einschließlich Wahlkampfveranstaltungen; Benefizveranstaltungen; Modenschauen; Meinungsumfragen etc.) und Vorführungen als Zugabe zu den Musikdarbietungen sind verboten. Aus- nahmegenehmigungen werden nur im Zusammenhang mit besonderen Veranstaltungen wie bei- spielsweise dem Oktoberfest-Trachtenzug erteilt.
(Betriebsvorschriften für das Oktoberfest)
Der Oberbürgermeister Reitersagt zur Verletzung der Regeln einfach nur »Who cares?«. Demokratie war gestern.
Auch in Kiel haben wir das schon erlebt, dass Stadtrat Stöcken meint, Olympia sei JEDEN Betrag wert, es werde auch keine Prognosen geben und die Kritiker:innen und interessierten Bürger:innen wären einfach nur Nörgler:innen. Ja, es gibt people who care. Leute, die es kümmert, was aus der Stadt wird und aus den Finanzen, heißt es nun München, Hamburg, Berlin, Kiel oder eine Stadt in Rhein-Ruhr. Die selben Politiker, die uns traurig verkünden, dass wir den Gürtel nun leider enger schnallen müssen, bezeichnen uns als Spaßbremse, wenn wir nach den Kosten für die Olympia-Abenteuer fragen.
Die Regionen/Städte und die Beteiligung
Stand 3.10.2025
- Berlin (+Leipzig): KEIN Bürgerentscheid bisher
- München: 26. Oktober 2025 - Bürgerentscheid (nächste Kommunalwahl 8.3.2026)
- Kiel: 26. April 2026 (Segelstandort): Bürgerentscheid geplant aber noch nicht bestätigt (OB-Wahl am 16.11.25)
- Rostock (Segelstandort) KEIN Bürgerentscheid!
- Hamburg: 31. Mai 2026 - Referendum (Bürgerschaftswahl, war am 2.3.25)
- Rhein-Ruhr / Dortmund: Referendum unklar? (Kommunalwahl NRW war am 28.9.)
Mir ist aufgefallen, dass sich vor allem in München und Kiel die Politik gezielt gegen einen naheliegenderen Termin entschieden haben, der zusammen mit OB-Wahl (Kiel), oder Kommunalwahl (München) stattfindet. In Kiel sagte man “ist viel zu früh” und in München “ist viel zu spät”.
Hofft man, dass hier ggf. nur Befürworter:innen zur Abstimmung gehen?
Abstimmungen für JA-Sager:innen?
2015 warb die IHK mit Aufkleber “JA-Sager” fürs Auto für die Bewerbung der letzten Olympischen Spiele zusammen mit Hamburg. Der DOSB wirbt nun mit “Dafür sein ist alles”
Lackmustest München
Manche Städte, wie Berlin oder Rostock wollen bisher ihre Bürger:innen gar nicht fragen. IOC und DOSB erwarten aber schon Nachweise für eine Unterstützung der Bevölkerung. Daran sind sowohl Hamburg als auch Kiel letztes mal gescheitert.
Da München als erstes startet mit einer Beteiligung, schauen alle Augen von Befürworter- wie Gegner:innen von Olympia auf diese Stadt. Sowohl was die Stimmung und den Ausgang angeht, aber auch wie der Kampf um die Meinung vor sich geht, zB was das Hängen von Plakaten angeht. Sollte es in der einen oder anderen Weise eine Präzedenz geben, könnten andere Städte ähnliche Klagen erwarten. Außerdem erhitzt es nicht nur in München die Gemüter.
Wobei die Regierenden in Hamburg München sicher nicht die Daumen drücken, aber die NOlympia-Aktivisten stehen deutschland- und weltweit zusammen. Da gibt es keine Konkurrenz. Wenn Olympia in München scheitert, heißt das für Kiel: “Minus Eins!” . Denn alleine kann Kiel gar kein Olympia.
Offen die Frage, ob manche Städte ernsthaft antreten, ZB Rostock und Berlin, wenn sie kein Referendum ansetzen? Ob man 2025 alleine mit “repräsentativen Umfragen” ausgewählt werden kann?
Olympische Bewerbung schaden der Demokratie
Die Rücksichtslosigkeit, mit der Bewerbungen durchgeführt werden, schaden dem Ansehen der Demokratie schwer und fördern die Politikverdrossenheit. Regeln werden ausgesetzt und die Politik scheint zu machen, was sie wollen. Who cares? Die politische Klasse unter such und alle im Gleichschritt hintereinander her. Sollen doch Diktaturen solche Spiele ausrichten, aber demokratische Staaten sollten sich vielleicht besser gar nicht mehr daran beteiligen, wenn es denn nur gegen die Interessen der Bevölkerung geht? Jedenfalls ist es jedes mal keine Werbung für Olympia
Konzentrieren wir uns doch lieber auf den Breitensport und die gesamte Infrastruktur, statt für Großevents Milliarden Schulden zu machen, die wir nachher bei Bildung, Sozialem und Kultur wieder sparen müssen!